Inklusion braucht Selbstbestimmung

Die Studie basiert auf zwei theoretischen Modellen: dem Tremblay-Modell und der Selbstbestimmungstheorie. Was genau steckt dahinter?

Zum einen orientiert sich die Untersuchung an einem theoretischen Modell, das Philippe Tremblay, ein belgischer Pädagoge, heute Professor in Kanada, entwickelt hat. Dieses erarbeitete der Wissenschaftler, als er die Bedingungen für einen gelingenden inklusiven Unterricht erforschte. Das Tremblay-Modell beschreibt die zehn Bedingungen für die Inklusion, die als Schlüsselfaktoren in die Studie einbezogen wurden – etwa Wertvorstellungen, Differenzierungsmethoden, …

Zum Anderen stand das Wohlbefinden der am Integrationsprozess beteiligten Akteure im Mittelpunkt. Neben den Integrationsschülern selbst betrifft das insbesondere Eltern, Lehrer und Integrationsbegleiter. Hierzu wurde die weltbekannte Selbstbestimmungstheorie (“Self-determination Theory”, Deci & Ryan, 2000) als theoretischer Rahmen ausgesucht. Diese Theorie hebt unter anderem die Wichtigkeit der drei grundlegenen Bedürfnisse eines jeden Menschen hervor, wenn es um Motivation (z.B. Lernmotivation, …) oder das Wohlbefinden geht.

Kompetenz erleben macht stark

Wohlbefinden und Zufriedenheit stehen in einem engen Zusammenhang mit der Frage, wie grundlegende psychische Bedürfnisse erfüllt sind, die jeder Mensch in sich spürt  - sie sind angeboren und universell und haben zentral damit zu tun, ob man den eigenen Alltag selbstbestimmt gestalten kann.

Zum ersten geht es dabei um das Bedürfnis nach Kompetenzerleben. Es drückt sich im Bestreben einer Person aus, Aufgaben aus eigener Kraft bewältigen zu können und sich angesichts der Anforderungen in Lern- und Arbeitssituationen als handlungsfähig zu erleben.

Zum zweiten sollte der Integrationsprozess das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit berücksichtigen. Es drückt den Wunsch des Menschen nach sozialer Akzeptanz in einer von ihm als bedeutsam erachteten Bezugsgruppe aus. Dabei geht es auch darum, Vertrauen in den Anderen aufbauen zu können.

Freie Entscheidungen treffen

Zum dritten geht es um das Bedürfnis nach Autonomie. Es steht für das natürliche Bestreben, sich als eigenständig handelnd zu erleben und sich aus freien Stücken an Aktivitäten beteiligen zu können.

Mit Hilfe von Fragebögen erforscht die Studie, inwieweit der Integrationsprozess an den Regelschulen der Deutschsprachigen Gemeinschaft dazu beiträgt, das Wohlbefinden und die Erfüllung der psychischen Grundbedürfnisse zu fördern. In den Blick genommen werden dabei die pädagogische Praxis insgesamt sowie die Einstellungen und Erfahrungen der beteiligten Akteure.