Landwirtschaft und angewandte Forschung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft

Die Berufsausbildung, also die Grundausbildung und die Weiterbildung der Landwirte, gehört zu den inzwischen zahlreichen Zuständigkeiten der Deutschsprachigen Gemeinschaft.

Landwirte gibt es immer weniger in der DG, doch für die verbleibenden Vertreter dieses Berufsstandes wachsen die Herausforderungen, um bei immer mehr Technologie und auf einem immer freieren Markt weiter mithalten zu können. Die Landwirte investieren daher nicht nur in Geräte und Technologie sondern auch in Qualifikation und Weiterbildung. So nahmen im Schuljahr 2006-2007 insgesamt 1.802 Teilnehmer an 142 verschiedenen Schulungen teil.

Benachteiligt wird die Landwirtschaft in der DG auch durch die Mittelgebirgslage unserer Region: Sie muss sich in erster Linie auf die Viehzucht, also die Milch- und die Fleischproduktion konzentrieren.

Hier ist neben dem Vieh die Ernährung des Viehs, also das Grünland, wichtigster Produktionsfaktor. Klima- und Bodenbedingungen, Düngung und Sortenwahl sind ausschlaggebend bei der Grünlandbewirtschaftung und schließlich für die Rentabilität und die Qualität der Milch- und Fleischproduktion.

Die DG, die Wallonische Region und benachbarte Grenzregionen investieren daher in verschiedene Projekte zur Verbesserung der Grünlandwirtschaft.

AGRA-Ost

Agra-Ost wurde 1984 gegründet und ist damit das älteste Agrarzentrum für Versuche und Ausbildung mit Sitz in der DG. Die Aktivitäten von Agra-Ost sind breit gefächert: Versuche im Bereich der Grünlanddüngung (organische und mineralische Dünger), Sortenversuche im Grünland, Verwertung und Lagerung der Hofdünger, Agrar-Umweltmaßnahmen, erneuerbare Energien und Erhaltung der Biodiversität. In all diesen Bereichen werden auch Schulungen und Beratungen durchgeführt.
Ziel von Agra-Ost ist, die Probleme der auf Grünlandbasis arbeitenden Rindviehzüchter zu beheben. Arbeitsbereiche sind z.B.:

  • die Dauerweide in einem guten Zustand erhalten, um eine gute Qualität in der Produktion zu gewährleisten;
  • die Multifunktionalität des Dauergrünlandes;
  • Aufwertung der Betriebsdünger;
  • Förderung von Maßnahmen zum Umweltschutz;
  • Kompostierung der organischen Rückstände, die in den Betrieben anfallen;
  • Erhalt der ländlichen Umwelt, z.B. durch den Unterhalt von Hecken, Obstbäumen, Teichen;
  • die Landwirte über ihre Verantwortung bei den Auswirkungen ihrer Tätigkeiten auf die Umwelt informieren;
  • anhand von lokalspezifischen Angaben die Bevölkerung über die Risiken, die sich aus der Landwirtschaft ergeben, informieren;
  • das Ansehen des Landwirten, eines der Hauptakteure der Umwelt- und Lebensqualität, verbessern.

AGRA-Ost spielt zudem eine wichtige Rolle als Partner in dem Projekt "Grünes Land Eifel-Ardennen" – GLEA.

GLEA

Das grenzüberschreitende Projekt GLEA befasst sich mit verschiedenen Themen der Landwirtschaft, insbesondere mit der Sortenempfehlung für das Grünland, dem Versuchswesen und der Beratung. Zudem beschäftigt sich GLEA u.a. mit erneuerbaren Energien und nachwachsenden Rohstoffen.

Die landwirtschaftlichen Betriebe in Eifel und Ardennen, beidseits der deutsch-belgischen Grenze, erfüllen verschiedene Funktionen in der Milch- und Fleischproduktion, in der Offenhaltung der Kulturlandschaft, für den Umweltschutz und für den Tourismus. Viele dieser Betriebe wirtschaften auf ertragsarmen Standorten, deren Produktivität deutlich hinter den günstigen Lagen der Niederungen, z.B. in Nordrhein-Westfalen oder den Niederlanden, zurückbleibt. Der Erhalt der bäuerlichen Familienbetriebe in der Region Eifel-Ardennen ist angesichts der Konzentration der Milch- und Fleischmärkte gefährdet, wenn es nicht gelingt:

  • regionalspezifisch die naturbedingten Grenzen für die landwirtschaftliche Produktion zu definieren;
  • innerhalb dieses Rahmens die Produktivität zu optimieren;
  • zusätzliche Einkommensquellen zu erschließen, die sich mit der landwirtschaftlichen Produktion vor Ort vereinbaren lassen.

Die Erkenntnis dieser dreifachen Notwendigkeit in belgischen, luxemburgischen und deutschen Beraterkreisen bildet den Hintergrund des GLEA-Projektes. Das Ziel ist die gemeinsame Erarbeitung von Perspektiven für eine nachhaltige Grünlandwirtschaft im Mittelgebirge.
GLEA arbeitet eng mit dem Dienstleistungszentrum ländlicher Raum - DLR Eifel in Bitburg zusammen. Neben den angelegten Sortenversuchen mit der Gruppe Grünland vom DLR Eifel ist GLEA in der Arbeitsgruppe AG Koordinierung von Versuchen und Beratungsempfehlungen zur Grünlandbewirtschaftung in Mittelgebirgslagen vertreten.
Die Verwertung der Wirtschaftsdünger ist ein weiterer Arbeitsbereich der Koordinationsstelle GLEA. Auch die Herausforderungen und Problematik der erneuerbaren Energien beschäftigen GLEA. Neben Versuchen über Anbautechnik und zwecks Vorführung von verschiedenen Energiepflanzen wie Topinambour, Miscanthus oder Energiemais richtet sich das Augenmerk bevorzugt auf Pflanzen und ihre energetische Verwertung, welche den Boden- und Klimabedingungen der Mittelgebirgslagen entsprechen.

Enerbiom

Enerbiom ist das jüngste grenzüberschreitende Projekt in Ostbelgien und in der Großregion. Es untersucht nachhaltige und ökonomisch interessante Biomasse-Erzeugung in Gebieten mit starken Umweltauflagen. Das Projekt „Enerbiom“ steht für die nachhaltige Erzeugung von Biomasse zur energetischen Verwertung. Untersucht werden Substrate zur direkten Verbrennung, für die Biogasgewinnung sowie zur Herstellung von Bioethanol aus Zellulose. Das Projekt findet im Rahmen des grenzüberschreitenden Programms zur europäischen territorialen Zusammenarbeit in der Großregion InterReg IV statt.

Ziel des Projektes Enerbiom ist die Erarbeitung von Anbaurichtlinien von Biomasse zur energetischen Verwendung unter Berücksichtigung agrarökologischer Rahmenbedingungen. Untersucht werden die Dauerkulturen Miscanthus, Switchgrass und Rohrschwingel sowie eine Fruchtfolge. Hierfür sollen angepasste Produktionsverfahren im Sinne eines ökonomischen und zugleich umwelt- und Ressourcen schonenden Anbaus entwickelt werden. Die Feldversuche werden in Frankreich, Belgien und Deutschland durchgeführt. Anschließend werden die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten (Biogas, Bioethanol, Verbrennung) untersucht. Mit den gewonnenen Daten sollen das Entwicklungspotential der Substrate sowie potentielle Umweltwirkungen definiert werden. Hinsichtlich der Umwelt schonenden Anbauverfahren wird der Schwerpunkt auf das Unkrautmanagement und die Effizienz der Düngung gelegt. So wird auch der Einsatz von Leguminosen untersucht. Durch Informationsangebote und Öffentlichkeitsarbeit sollen die Ergebnisse den Praktikern und der Öffentlichkeit vorgestellt und zugänglich gemacht werden.